
Flat Design goes Premium – „Do“ or „Don’t“?
Vieles ist geschrieben worden über das sogenannte „Flat Design“ seitdem 2012 Microsoft mit seinem damaligen Betriebsystem den Trend dazu aufnahm und massentauglich einsetzte - wohl gemerkt: Microsoft!
Viele folgten: den Allegorien aus der realen Welt, wie den Bücherregalen in Anwendungen wie dem Kindle Fire, der Fotokamera im APP Icon von Instagram oder den fotorealistisch geprägten Desktop-Symbolen wie Mülleimern und Druckern trauerten nicht wenige hinterher. Gar wurde vereinzelt dem Flat Design weniger Usability zugesprochen, da es ihm an unterstützenden Elementen wie Schattenwürfen, markierter Typografie und ähnlichem mangele.
Gerade die Usability bzw. deren Steigerung war aber die Triebfeder für die Kreation des Flat Designs, oder vielmehr einer Besinnung auf die Funktion der zu gestaltenden Elemente. Ein Rückschritt? Eher eine Neuinterpretation, nicht im Sinne Ulmer Grundsatzdiskussionen sondern besser vergleichbar einer spielerischen, weil nicht für die Ewigkeit gedachten Annäherung an die Frage: wie finde ich auf einer mit Information vollgepfropften Fläche möglichst schnell was ich suche? Für diesen Zweck war die Idee, die visuelle Komplexität der Bedienungselemente zurückzufahren so naheliegend, wie auch brillant - und für die Zeit radikal.
Radikal ja, aber welche Bedeutung hat das? Nicht viel mehr als die bekannte Frage des Rocksaums: übers Knie? Unters Knie? Denn mittlerweile ist die Halbwertszeit eines Interface-Designs etwa so lang wie der Neuerscheinungszyklus einer Handygeneration (1-2 Jahre wenn’s nicht gerade abbrennt?). Im Vergleich war da der Anspruch von Herrn Aicher was die Dauerhaftigkeit seiner Schöpfungen angeht der eines Pyramidenbauers zu dem eines Schulcontainer-Aufstellers (wobei man letztere für heute wichtiger halten mag).
Und nun wagt Audi, sein Logo in ein, dem Flat Design zuordnungswürdigen, neues Design zu gießen.
Das mag diesen - alten - Trend aufgreifen. Warum ist es trotzdem etwas anderes? Aus vielerlei Hinsicht:
Zunächst ist Audi eine Marke, die nicht hauptsächlich im digitalen Kontext stattfindet. Zwar wird dies als einer der Gründe genannt, warum der Schritt vollzogen wurde, aber Audi baut weiterhin Autos (die sind noch nicht digital). Man nimmt also bewusst eine Schere zwischen der Erscheinung der Marke auf dem Produkt und ihrem Erscheinen auf allen anderen Medien in Kauf. Ist das gut?
Natürlich ist das gut, sagen die einen. Richtig betrachtet, wird ja die Form des Logos (zumindest im Logo-Ending) zum Raum, der immer wieder neu von seinem ihn umgebenden Kontext gefüllt wird. Ein Spiegel der Umgebung quasi und damit vom Wesen her spiegelndem Chroms gar nicht unähnlich. Nur wer kommt darauf?
Nicht Alles ist Gold was glänzt, aber mögen tun wir’s schon, wenn’s glänzt, das Ding! Luxus! Gold! Bling! Fragen Sie einen West-Coast Rapper, ob er sich lieber ein mattschwarzes oder ein echtes Gold-Dollarzeichen um den Hals oder den Rückspiegel seines A5 hängt.